Ich war in der Stadt unterwegs. Und plötzlich stand ich da – zwischen toten Fassaden. Kein Stuck. Keine Rundungen. Keine Erinnerung. Nur Beton. Nur Raster. Nur Gehorsam in Stein gegossen.
Sie haben die Gebäude misshandelt, um ihnen die Seele zu nehmen. Nicht renoviert – kastriert. Entstuckt, entkern…t und entmenscht.
Ich sah Häuser, die mal Geschichten erzählt haben. Heute erzählen sie nichts. Nur noch: „Funktionieren.“ Rechte Winkel wie Urteile. Fenster wie Zellen.
Und der Mensch? Ein Modul im System. Wohnt in Kisten. Denkt in Kisten. Stirbt in Kisten. Das Wohnzimmer ein Kasten. Das Bad ein Kasten. Der Balkon: Sichtschutz gegen Erinnerung.
Ich ging weiter und spürte: Hier wurde nicht gebaut – hier wurde gelöscht.
Schönheit als Verdacht. Würde als Risiko. Architektur als Disziplinarmaßnahme.
Sie haben den Menschen umgebaut – viereckig, normiert, still.
Und niemand hat geschrien. Ich schon. In mir. Laut.