Sie marschieren in Reih und Glied, schwingen die Knüppel der Obrigkeit und vollstrecken das, was ihnen als „gerecht“ verkauft wird. Sie nennen es Pflichtbewusstsein, doch es ist nichts als blinder Gehorsam, gedankenlose Unterwerfung unter eine Macht, die sie weder verstehen noch hinterfragen. D
ie größten Verbrechen der Geschichte wurden nicht von Einzeltätern begangen – sondern von Legionen gehorsamer Mittäter. Das System braucht keine eigene Moral, denn es hat sie längst ausgelagert: an seine willigen Helfer. Sie sitzen in den Behörden, in den Redaktionen, in den Kommandozentralen. Sie exekutieren Anordnungen ohne zu denken, ohne sich zu fragen, ob sie die Hand sind, die schlägt – oder der Knüppel selbst. Wer hinterfragt, fliegt aus dem Raster. Was bleibt, ist die perfekte Vollstreckungseinheit: dumpf, formbar, bereit zur Tat.
Der Schreibtischtäter, der Polizist mit dem Schlagstock, der Richter, der Kritiker verurteilt – sie alle tragen dieselbe Mentalität in sich: „Ich tue nur meine Pflicht.“ Dass diese Pflicht Unschuldige zerbricht, ist für sie irrelevant. Sie folgen nicht aus Überzeugung, sondern aus Bequemlichkeit. Der Staat nimmt ihnen die Verantwortung ab, und sie danken es ihm mit blindem Gehorsam. Gehorsam ist keine Tugend. Er ist die schärfste Waffe der Tyrannei. Er ist es, der Massenmorde ermöglicht, der Willkür in Gesetze gießt, der Unterdrückung in Bürokratie kleidet.
Es waren nie nur die großen Diktatoren, die die Welt in Blut tauchten – es waren immer ihre kleinen Helfer. Sie mordeten nicht selbst, sie ließen morden. Sie verhungerten nicht selbst, sie ließen verhungern. Und wenn das System fällt, stehen sie da, unschuldig, als hätten sie nichts gewusst.
Doch Unschuld ist nicht Unwissenheit. Es ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, nicht hinzusehen, nicht zu hinterfragen, sich dem Befehl zu unterwerfen, weil es einfacher ist, als für sich selbst zu denken. Und genau das macht sie so gefährlich.
Sie sind nicht nur Opfer – sie sind Täter. Und wenn sich das Rad der Geschichte wieder dreht, dann werden sie sagen: „Wir konnten doch nichts tun.“ Dabei konnten sie. Jeder Einzelne konnte. Sie wollten nur nicht.
Denn es war bequemer, zu dienen, als zu widersprechen.
Doch Systeme, die auf Lügen und Gehorsam beruhen, fürchten nur eines: das Erwachen derjenigen, die sie unterdrücken.
Denn ein Einzelner, der denkt, ist eine Gefahr.
Ein Volk, das denkt, ist ihr Untergang.